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Münchhausensyndrom bei Hunden?

Heute möchten wir uns mit einem sehr besonderen Thema befassen. Aufmerksame Leser unseres Blogs wissen, dass wir auch schwierige Themen ansprechen, weil wir denken, dass es Themen sind, die viel zu oft totgeschwiegen werden.

Es gibt eine wenig bekannte psychische Störung bei Menschen, die ihre Schutzbefohlenen zu Opfern werden lässt. Wir möchten uns heute Gedanken über das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom machen. Damit wird ein Verhalten bezeichnet, bei dem Aufmerksamkeit (durch Mitleid und Anteilnahme) dadurch erzeugt wird, dass man nicht selbst vorgibt krank zu sein, (wie es bei dem "normalen" Münchhausensyndrom der Fall ist), sondern Symptome, werden bei einem Kind oder einem Tier, für dessen Fürsorge derjenige verantwortlich ist, krankhaft gesucht oder sogar selbst erzeugt.

Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom ist eine schwere psychische Störung. Die Täter sind sehr schwer zu erkennen. Denn sie sind nach außen hin sehr liebevolle und fürsorgliche Personen. Keine Untersuchung ist zu teuer, keine Behandlung wird abgelehnt. Sie haben sehr hohe Ausgaben für Tierarztkosten und wechseln die Tierärzte meistens auch recht häufig. Sie ziehen aus der Betroffenheit und dem Mitgefühl von anderen ihren psychischen Gewinn aus ihren Taten. Bei der "leichten" Form dieser Erkrankung des Besitzers ist es eher so, dass das Tier von einem Tierarzt zum anderen geschleppt wird und man das Gefühl hat, dass der Tierhalter sich eine Erkrankung "wünscht". Findet der Tierarzt keine Erkrankung geht der Besitzer zum nächsten Tierarzt, bis er einen Tierarzt findet, der die Bedenken des Halters unterstützt und das Tier wird nur aufgrund des "Verdachtes" behandelt.

Es gibt jedoch auch eine schwere Form dieser psychischen Erkrankung.

2002 gab es eine Befragung unter Tierärzten, bei der die Tierärzte angegeben haben, dass bei 2 % dieser Vorfälle der begründete Verdacht einer bewussten Schädigung (Verletzung, Vergiftung) durch den Tierbesitzer bestand.

Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Nachdem der eine Hund bis in den Tod behandelt wurde, wird der nächste angeschafft. Der Kreis geht weiter.

Auch wir Tierzüchter haben hier wirkliche Probleme. Denn erstmal hört es sich ja toll an: Diese Person macht einfach ALLES für ihr Tier. Sie hatte einen schwer kranken Hund. Keine Tierarztrechnung war zu teuer. Eine ganz schwere Krankheitsgeschichte… der Züchter bekommt Mitleid mit dem Halter, jedoch gleichzeitig ein gutes Gefühl. Ihm geht geradewegs das Herz auf, dass das ein guter neuer Besitzer für einen seiner Welpen ist.

Doch der Schein trügt. Wenn der Züchter das jedoch bemerkt, ist es zu spät. Daher ist es als Züchter wichtig die Augen und Ohren offenzuhalten, wenn man auch nur den kleinsten Verdacht hat, dass die rührende Geschichte womöglich gar nicht so rührend ist, wie erst gedacht. Was zusätzlich noch ein Problem ist: bei dem leichten Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom wissen die Personen nicht, dass sie diese psychische Erkrankung haben. Sie bilden sich ein, dass der Hund eine Erkrankung haben "muss", weil sie es sich auf eine gewisse Art "wünschen". Daher gehen sie von einem Tierarzt zum nächsten, bis sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie sich wünschen. So verrückt es auch klingt.

Die oben angeführten Tierärzte sagen, dass diese Personen mit dem Krankheitsbild oft argumentieren: "ICH habe investiert, ICH habe gelitten, ICH habe alles getan…" Und genau das ist es. Sie sind abhängig von den bewunderten Blicken und aufbauenden Sätzen die sie bekommen. Sie lassen ihr eigenes ICH von anderen bestätigen. Das ist eine schwere psychische Störung. Leider merken es die Betroffenen nicht selbst, obwohl sie Hilfe bräuchten.

Wenn Ihnen im Privaten ähnliche Fälle auffallen, egal ob bei Kindern oder Tieren, dann informieren Sie die Behörden. Die werden Ihre Bedenken prüfen und gegebenenfalls Schritte einleiten.

Bleiben Sie gesund und aufmerksam.

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