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Hundeboxen: Segen oder Fluch?

Unser Portal ist dafür bekannt auch schwierige Hundethemen anzusprechen. Was uns immer wieder in diversen Facebook-Gruppen oder Foren auffällt ist, dass viele Hundehalter die sogenannten „Zimmerkennel“ in der Erziehung ihrer Vierbeiner missbrauchen. Uns ist klar, dass dieses Thema sehr polarisierend ist.

Vorweg: Wir reden in diesem Artikel nicht von offenstehenden Boxen, die als Rückzugsmöglichkeit vom Hund selbst gerne genutzt wird und dieser seinen Aufenthalt darin selbst bestimmen kann!

Viele Hundetrainer und Züchter empfehlen geschlossene Boxen zum Stubenreintraining, zum „Ruhe beibringen“ oder für das Alleinbleibtraining. Obwohl das Tierschutzgesetz das Nutzen der Boxen ausschließlich zum Transport der Vierbeiner vorsieht, oder auf tierärztliche Anordnung (nicht auf Anordnung eines Hundeerziehers/trainers oder –therapeuten, der nicht auch Tierarzt ist). Der Tierarzt muss hierbei den Einsatz begleiten. (Hier der Link zu dem Tierschutzbeirat der unsere Aussagen bestätigt: https://tierschutzbeirat-rlp.de/themen/hundebox/index.php) für die zeitweise Unterbringung von Hunden sieht die Tierschutz-Hundeverordnung die Mindestgrößen für Zwingeranlagen vor. Hier der Auszug aus der Verordnung: „dem Hund entsprechend seiner Widerristhöhe folgende uneingeschränkt benutzbare Bodenfläche zur Verfügung stehen, wobei die Länge jeder Seite mindestens der doppelten Körperlänge des Hundes entsprechen muss und keine Seite kürzer als zwei Meter sein darf“. Kein sogenannter „Kennel“ (was übrigens nichts anderes als Zwinger bedeutet) erfüllt diese Mindestgrößen. Laut einer Amtsveterinärin mit der wir uns für diesen Artikel beraten haben, gilt diese Verordnung bereits bei kurzen, regelmäßigen Aufenthalten und nicht erst bei stundenweiser oder gar stundenlanger Unterbringung.

Doch warum werden die Kennel dann empfohlen?
Es ist wie so oft im Leben: wo kein Kläger, da kein Richter. Dennoch macht es das nicht besser. Sollte die Information, dass diese Boxen zur Erziehung und stundenweise oder gar stundenlange Unterbringung des Hundes benutzt wird, an das Veterinäramt gelangen, so wird das Veterinäramt in dieser Sache tätig werden, was Geldstrafen oder schlimmstenfalls der Entzug des Hundes zur Folge haben kann.

Selbst wenn der Hund langsam an eine Box gewöhnt wird und nicht einfach darin eingesperrt wird, bis er sich ausgeheult hat, so schränkt eine Box dennoch die natürliche Bewegung des Hundes einschneidend und damit tierschutzwidrig ein. Auch wenn man die Box „nur“ nachts zum Erlernen der Stubenreinheit nutzt, ist der „Kennel“ keine gesetzeskonforme Option. Natürlich argumentieren viele, dass der Hund nachts ja sowieso schlafen soll. Wer aber erlebt hat wie oft Hunde ihre Schlafplätze wechseln, der kann bestätigen, dass auch hier die natürliche Bewegung eingeschränkt wird.

Auch das gerne genutzte „Ruhe beibringen“ ist mit einer Box nicht gesetzeskonform. Gerade wenn der Welpe oder Hund seine 5-Minuten hat und man ihn dann in die Box sperrt, um die Einrichtung oder seine Nerven zu schonen, wird der natürliche Bewegungsdrang des Hundes unnötig und einschneidend eingeschränkt. Viele denken wahrscheinlich nicht daran, dass gerade der natürliche Bewegungsdrang für die Entwicklung der Gelenke, Bänder und Sehnen wichtig ist. Diesen im Wachstum immer wieder einzuschränken ist nicht empfehlenswert für eine gesunde Entwicklung.

In den meisten Fällen dient die geschlossene Hundebox nur dazu, den eigenen Tagesablauf zu vereinfachen oder fehlende Erziehung auszugleichen. Dabei gibt es viele Alternativen, statt die Hundebox als Mini-Zwinger zu missbrauchen, die mit dem Tierschutzgesetz vereinbar sind.

Statt den Hund in eine kleine Box zu sperren, um Gefahrenquellen zu minimieren, kann man Hundegitter installieren, um den Raum in ausreichender Größe zu begrenzen. Die Höher der Hundegitter müssen dem Hund jedoch entsprechen, da es teilweise „Kletteraffen“ gibt, die bei 0815 Gittern beweisen was für gute Ausbrecher sie doch sind.

Wenn der Hund Stress bei Besuchen hat oder Personen zu freudig begrüßt, die womöglich Angst vor ihm haben, so kann man den Hund in ein anderes Zimmer bringen. Dies hat auch den Vorteil, dem Hund selbst den Stress etwas zu nehmen. Er wird nicht mehr genötigt in der Nähe des Stressauslösers zu verharren.

Sollte der Hund schlecht allein bleiben, so muss sowieso unbedingt daran gearbeitet werden. Ihn in eine Box zu sperren, um die Einrichtung zu schonen, ändert nichts daran, dass er psychisch schwer gestresst ist und starke Ängste ertragen muss. Man sollte daran mit einem guten, emphatischen Hundetrainer arbeiten, dem die geltenden Gesetze nicht egal sind, oder sich einen Hundesitter / Hundetagesstätte suchen.

Auch bei der Stubenreinheit gibt es bessere Ansätze, als den Welpen nachts in eine Box zu sperren. Es empfiehlt sich so oder so, anfänglich die Nächte neben dem neuen Familienmitglied zu verbringen und ihm Körperkontakt zu ermöglichen. Selbst, wenn es nur eine Hand ist. Dadurch merkt man sofort, wenn der Welpe unruhig wird und sobald dies der Fall ist, kann man schnell reagieren.
Außerdem ist die gerne genutzte Option den Welpen in die Box zu sperren damit er sich bemerkbar macht ohnehin nie eine sichere Art und Weise gewesen, Stubenreinheit beizubringen. Viele Welpen fühlen sich in der ersten Zeit des Umzugs noch sehr unsicher und trauen sich nicht sich zu melden, wenn sie sich lösen müssen. Schließlich fühlen sie sich nicht sofort in ihrem neuen Zuhause wohl, sondern wollen teilweise möglichst nicht auffallen. Ob Sie es glauben oder nicht, viele Welpen lösen sich tatsächlich lieber auf dem eigenen Nest, statt in der fremden Umgebung Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Ganz zu schweigen wie empathielos es im Grunde genommen ist, einen Welpen seiner Familie zu entreißen und ihn dann in einen kleinen Gitterkäfig zu setzen, in einer fremden Umgebung. Sinnvoller ist es, dem kleinen Welpen selbst einen Ort finden zu lassen, an dem er sich wohl fühlt und ihm dort Körperkontakt zu ermöglichen, wodurch er sieht, dass er in der neuen Familie willkommen ist.

Auch um den aufgedrehten Welpen zu beruhigen oder ihm „Ruhe beizubringen“ muss er nicht in der Box gesperrt werden. Kausnacks an denen er Stress abbauen kann, eine reizarme Umgebung und die eigene spürbare Gelassenheit können dem Welpen oder Junghund sehr gut dabei helfen sich zu entspannen. Manchmal hilft es auch sich selbst mit dem Hund hinzusetzen und dadurch Ruhe auszustrahlen. Zudem sollte man den Welpen auch zugestehen Welpe zu sein. Für die Erziehung eines heranwachsenden Hundes braucht man eine gute Portion Humor, Geduld und Gelassenheit. Wenn man das selbst nicht besitzt, wäre es unfair das von einem kleinen Welpen zu erwarten oder gar zu erzwingen. Klar, ein Welpe oder auch ein erwachsener Hund gewöhnt sich irgendwann an das Eingesperrtsein in der kleinen Box bzw. er resigniert irgendwann. Das heißt jedoch dennoch nicht, dass das Nutzen der Boxen deswegen für ihn ok ist. Er fügt sich nur seinem Schicksal, wie es unsere gutmütigen, anpassungsfähigen Freunde oftmals machen.

Zu guter Letzt sind die Hundeboxen auch große Gefahrenquellen für die Insassen, wenn man sie dort unbeobachtet unterbringt. Es gibt zahlreiche Berichte von Hundehaltern, deren Hunde sich Zähne abgebrochen haben, bei dem Versuch sich zu befreien. Auch Hunde, die ihren Kopf durch die Gitter gezwängt haben und sich nicht mehr befreien konnten, wodurch sie ihr Leben gelassen haben, sind nicht nur einmal von ihren Haltern tot aufgefunden worden.

Man sollte sich also zwei Mal überlegen, ob man sich dem Tierschutzgesetz tatsächlich widersetzen möchte, indem man Boxen als Erziehungsmittel einsetzt.

Wir hoffen, dass wir den ein oder anderen zum Nachdenken anregen konnten.

Alles Gute wünscht: flatcoated-zuechter.de